Sonne und Mond waren für Naturvölker nicht einfach nur an Tag und Nacht Licht spendene Himmelskörper, sondern lebendige Wesen und vor allem die Hüter der Zeit. Alles Leben richtet sich nach den Mondzyklen und Sonnenwenden.
Hüterin der Zeit
Während die Sonne die Tageszeit bestimmt und als helles Licht über den Tag wacht, so bestimmt der Mond das Wetter, wacht über die Nacht und hütet die Geheimnisse der Sterne. Sowohl die Sonne, als auch der Mond haben jeder für sich eigenen Aufgaben, um das Leben auf der Erde zu ermöglichen – über Jahreszeiten jedoch können sie nur gemeinsam wachen, da diese von beiden gleichermaßen bestimmt werden. Ohne den Kreislauf der Sonne gäbe es keine Jahreszeiten und ohne den Mond gäbe es weder Monate, noch Ebbe und Flut. Großmutter Mond regelt die Gezeiten in der Natur, den Wassern, aber auch in uns Menschen. Ohne den Mond und seine (wenn auch geringe) Anziehungskraft wären die Tage kürzer, weil sich die Erde schneller drehen würde. Der Mond bremst die Erdrotation sozusagen etwas aus, wodurch wir wiederum mehr Sonnenlicht – und damit Zeit – gewinnen.
Der weiße Mann hat die Uhr, aber wir haben die Zeit!(Vefasser unbekannt)
Wenn der Mond die Rotation der Erde weiterhin ausbremst, dann könnte in ferner Zukunft ein Tag irgendwann einmal sogar 48 Stunden habWährend die Sonne die Tageszeit bestimmt und en. Darüber hinaus bewirken die Gezeiten des Mondes für diesen selbst sogar einen immer größer werdenden Abstand zur Erde, weshalb uns der Mond im Lauf der Zeit immer kleiner erscheinen könnte. Letzendlich verdanken wir also auch Großmutter Mond durch ihre Stabilisierung der Erdachse, dass das Leben – so wie wir es kennen – auf der Erde überhaupt möglich ist.
Mondphasen
Während ihrer monatlichen Reise um die Erde zeigt uns Großmutter Mond ein Jedes ihrer vier Gesichter in Form von Vollmond, abnehmendem Mond, Neumond und zunehmendem Mond. Während des zunehmenden Mondes repräsentiert Großmutter Mond ein kleines Mädchen, voller Unschuld und Hoffnung, in der Phase des Vollmondes eine liebende Mutter, bei abehmendem Mond die weise Alte und bei Neumond symbolisiert Großmutter Mond das Leben und den Tod zugleich. Sie stirbt und wird neugeboren.
Alle Gesichter von Großmutter Mond sind vergleichbar mit den Lebensphasen eines Baumes im Lauf der Jahreszeiten:
Im Frühling bilden sich Knospen und Blüten (zunehmender Mond), die daraufhin abfallen, im Sommer Früchte bilden und ebenfalls abfallen, wenn sie reif sind (Vollmond). Im Herbst verwelken nach und nach die Blätter und fallen ab (abnehmender Mond) während im Winter die vom Wind fortgetragenen Früchte des Sommers an einem neuen Ort ruhen, um im nächsten Jahr zu keimen, Wurzeln zu schlagen und zu einem neuen Baum heranzuwachsen (Neumond).
In der keltischen Mythologie hat Großmutter Mond nur drei Gesichter, da ihr viertes Gesicht bei Neumond nicht zu sehen ist. Dennoch steht sie in ihren drei Phasen weiterhin für die Archetypen des jungen Mädchens, der reifen Frau und der weisen Alten.
Alle drei Gesichter sind untrennbar miteinander verbunden und Teil eines einzelnen Wesens, einer einzigen Gottheit. In vielen Religionen wurde Großmutter Mond deshalb zu einer matriarchalen Göttin und zur ersten Göttin der Dreifaltigkeit erklärt.
Großmutter Mond ist die weibliche Urkraft und die Beschützerin aller Frauen. Mit ihrer Hilfe erlangen wir das geheimnisumwobene Sternenwissen wieder und beginnen den Kreislauf des Lebens zu verstehen. Alles war, ist und wird wieder werden, denn alles ist verbunden.
Die Namen der Mondin
Man findet die Mondin nicht nur als Großmutter Mond bei den Ureinwohnern Nordamerikas, sondern auch als Mama Killa (=Mutter Mond) bei den südamerikanischen Inka wieder, die zudem die Frau vom Sonnengott Inti gewesen ist. Ihre Eltern waren Pacha Kamaq (=Schöpfer der Welt) und dessen Frau Mama Qucha (=Mutter Meer). Aber auch in der nordischen Mythologie findet man den Mond als Wesenheit wieder – zwar nicht als weibliche Urkraft, dafür aber als männlichen Mondgott Mani, der ein Mondgefährt im Himmel fährt und der Bruder der Sonnengötting Sol ist.
Großmutter Mond – Stein im Medizinrad
Großmutter Mond verkörpert den weiblichen Uraspekt und macht wie Vater Sonne das Leben und Fortbestehen auf der Erde überhaupt erst ermöglicht. Daher gebührt Großmutter Mond auch der 4. Stein im Medizinrad.