In vielen Ländern hat der Schamanismus Eingang gefunden, doch viel zu selten wird zwischen den verschiedenen Schamanismen unterschieden. Denn so nennt man die unterschiedlichen Formen des Schamanismus. Ob Afrika, Asien, Australien, Amerika oder Europa – jedes Land hat seinen eigenen Schamanismus. Der Begriff Schamanismus als Synonym umfasst und beschreibt dabei lediglich das Phänomen selbst – die jeweils gelebte Form davon nennt man allerdings Schamanentum. Schamanismus ist also einfach nur ein Oberbegriff aus der Ethnologie für die vielen traditons- und kulturabhängigen Schamanentümer. Durch einige Ethnologen und ihre Publikationen konnten wir bereits einen Blick in die Schamanentümer (auch Schamanismen) anderer Kulturen erhaschen. Doch wie sieht es bei uns in Europa aus? Europa ist noch jung und umfasst trotz des selben Lebensraumes viele unterschiedliche Kulturen. „Europäischer Schamanismus“ existiert demzufolge zwar (wenn auch nur bedingt), aber nicht europäisches Schamanentum.
Wurzeln unserer Spiritualität
Schreckliche Dinge sind auf den Böden Europas geschehen und ganz besonders in Deutschland. Im Lauf der Jahrzente und auch Jahrhunderte hat unser Schamanentum einige Federn lassen müssen durch Hexenverbrennungen, Kreuzzüge, Kolonialismus und den Nationasozialismus. Immer wieder auf’s Neue wurden unsere schamanischen Wurzeln verschüttet, überschattet und gerieten letzten Ende in Vergessenheit. Doch wenn wir uns auf die Quelle und die Ursprünge unseres Schamanentums konzentrieren, finden wir nicht nur unseren Schamanismus wieder, sondern zugleich eine Möglichkeit, diesen nach all den Jahren wiederzubeleben! Germanen und Kelten sind dabei nach wie vor die größten Vorbilder, aus den denen wir die meisten schamanischen Ansätze schöpfen und den Umriss des heimischen Schamanismus rekonstruieren können. Wir dürfen allerdings nicht erwarten, dass wir das selbe Schamanentum leben können, wie vor hunderten von Jahren. Die Zeiten ändern sich und Stillstand bedeutet Tod. Auch das Schamanentum wandelt sich Lauf der Zeit. Das heißt nicht zwangsweise, dass alle alten Werte und Bräuche überholt sind, nur sollten wir erkennen, wohin sich der Schwerpunkt mit der Zeit verlagert hat und uns nach dem Schwerpunkt ausrichten, damit wir nicht das Gleichgewicht zwischen den Welten verlieren. Die Anpassung ändert allerdings Nichts an den Grundfesten des Schamanismus. Diese hatten und haben immer Bestand. Lediglich die gelebte Form davon passt sich der Zeit an und wird damit zum zeitgenössischen Schamanismus.
Neoschamanismus
In der Esoterik erfreut sich der Schamanismus immer größerer Beliebtheit, sodass er mit Dingen vermischt wird, die im Prinzip ganz und gar nichts damit zu tun haben. So heißt es dann, dass Schamanismus ein Magiesystem wäre oder gar ein Reikisystem. Und so liest man mitunter auch, dass es Schamanismus für Hexen und Magier gibt und der Schamanismus die Urform des Tantra wäre. Fakt ist: Nicht von all dem hat auch nur annähernd mit Schamanismus oder gelebten Schamanentum zu tun, sondern ist vielmehr eine Ausartung der Esoterik. Blicken wir auf heimische Heiler zurück, so finden wir dort z.B. Hildegard von Bingen und Paracelsus. Beide waren keine Hexen oder Magier und hatten dem zu Folge auch nichts mit Esoterik zu tun. Genauso wie die Weisen Frauen oder Kräuterweiblein, die sich einfach bestens auf das Handwerk der Naturheilkunde verstanden. Alle waren lediglich authentisch, im Einklang mit der heimischen Natur und haben keine Praktiken aus fremden Ländern übernommen – genauso wie es im Schamanentum sein sollte.