Das schamanische Weltbild beinhaltet das Wissen über das Leben selbst, das Leben nach dem Tod und über die verschiedenen Welten. Je nach Tradition und Kultur variieren zwar mitunter die Auffassungen, doch ein Grundkonzept hat sich beim Betrachten mehrerer schamanischen Kulturen deutlich herauskristallisiert:
1. Alles ist beseelt und demzufolge lebendig – ob Tiere, Pflanzen, Bäume oder Mineralien. Diese Auffassung führt unweigerlich zu mehr Respekt und Wertschätzung vor allem, was lebt. Diesen Glauben an die Beseeltheit allen Lebens nennt man Animismus.
2. Wiedergeburt. Der Tod ist nicht das Ende des Lebens, sondern nur der Übergang in eine andere Welt. Das heißt also, dass die Seele weiterlebt, auch wenn der Körper tot ist. Diese Vorstellung existiert schon sehr lange in mehreren Kuturen und wird durch einen entsprechenden Ahnenkult ergänzt. Diesen Glauben bezeichnet man auch als Reinkarnation.
3. Geister. Die Auffassung von der Unsterblichkeit der Seele und die Ausübung eines Ahnenkultes führt unweigerlich zu der Annahme, dass es mehr gibt, als das Auge sieht. Neben den auf der Erde lebenden Menschen, Pflanzen, Tieren und Mineralien gibt es also noch andere, unsichtbare Wesen, die wir für gewöhnlich als Geister bezeichnen. Geister sind körperlose Seelen, die in einer anderen Welt leben und hin und wieder zu den Menschen Kontakt aufnehmen – oder umgekehrt. Diese Geister können Krafttiere, Ahnen und Devas, aber auch Götter, Engel und Dämonen sein. Man bezeichnet die Auffassung von der Existenz der Geister auch als Geisterglaube.
4. Ahnen und Verstorbene. In vielen indigenen Kulturen spielt die Ahnenverehrung eine zentrale Rolle und ist auch heute für Manche in der schamanischen Arbeit nicht wegzudenken. Die Verbindung zu den Ahnen hatte mehrere Vorteile für den Stamm. Ahnen sind nicht an Zeit und Raum gebunden, was ihnen den Blick in jegliche Zeit ermöglicht. Mit dem Wissen aus der Vergangenheit können Ahnen an die Tradionen erinnern und das alte Wissen weitergeben, wenn es sich zu verlieren droht. Mit dem Wissen aus der Zukunft können die Ahnen den Lebenden Etwas über die Zukunft sagen und sie vor dem falschen Weg warnen. All diese Praxen sind Teil des Ahnenkultes.
5. Verbundenheit mit Tieren. Im Schamanismus geht man davon aus, dass Menschen eng mit Tiergeistern verbunden sind und jeder ein Totem hat. Das Totem ist das persönliche Seelentier, beschützt und führt den Menschen woraufhin dieser als Dank das Totem dafür ehrt und respektiert. Damit stehen Beide in einer lebenslangen, magischen Beziehung zueinander. Das Totem kann aber auch vererbt werden, wodurch es nicht nur Individual-, sondern auch Gruppentotems gibt – je nach dem wie viele mit dem Totem in einer nachvollziehbaren Beziehung stehen. Man nennt dieses Konzept Totemismus.
6. Das schamanische Weltenmodell variiert je nach Kultur und religiöser Prägung, ist aber grundsätzlich dualistisch geprägt. Man unterscheidet zwischen der materiellen, diesseitigen Welt und der der unsichtbaren, jenseitigen Welt. Die Foundation for Shamanic Studies bezeichnet diese beiden Welten treffenderweise als alltägliche Wirklichkeit und nichtalltägliche Wirklichkeit. Je nach Problem, reisen Schamanen durch Trance in die entsprechende Welt um ein Problem zu lösen oder Fragen zu beantworten. Überlieferungen zufolge kämpften Schamanen so mit bösen Geistern, hielten mit ihren Krafttieren Rat ab, nahmen mitunter auch die Gestalt von einem Tier an und konnten jeden Teil jeder Welt bereisen.