Leserfrage: Warum interessieren sich plötzlich so Viele für Schamanismus – und ist das nicht eigentlich gut?
Antwort der Schamanin: „Seitdem Michael Harner das Interesse am Schamanismus wiedererweckt hat, interessieren sich auch immer mehr andersdenkende Menschen dafür. In den 70er Jahren war Flower-Power samt den Halluzinogenen angesagt, dann kam die Engelwelle und seit knapp 10 Jahren ist ein Ökobewusstsein wieder in und kommt auch das Interesse am naturverbundenen Schamanismus wieder. Das hat unweigerlich mit der geistigen und spirituellen Wüste in uns selbst zu tun. Da wirkt eine Flut von salzigem Meerwasser der Angebote wie lebensnotwendiges Wasser für einen Durstigen – das einzige Problem dabei ist: das Wasser ist salzig. Anstatt uns Lebenskraft zu geben, nimmt es uns Welche. Nicht anders ist es auch mit den vielen Angeboten und Anbietern zum Thema Schamanismus auf dem Markt. Das meiste davon ist, wie Wolf-Dieter Storl es so wunderbar beschreibt, nichts weiter als >seelisches Junk-Food<.“
Leserfrage: Und weshalb haben ausgerechnet Hexen und Magier ein großes Interesse daran, den Schamanismus für sich zu beanspruchen ?
Antwort der Schamanin: „Das hat verschiedenen Gründen, aber zum größten Teil „Charmed“ und gewisse Indianerfilme (z.B. Winnetou, Der mit dem Wolf tanzt). Seitdem solche Serien und Filme ausgestrahlt werden, steigt auch das Interesse am Hexentum und (indianischen) Schamanismus wie noch nie. Allerdings interessieren sich Hexen und Magier, wie sie sich selbst nennen, für so ziemlich alles, dass mit Übersinnlichem in Verbindung steht – ganz egal von wo es kommt und was es bewirkt. Völlig wurscht, ob es sich dabei um das Zelebrieren der heidnischen Jahrefeste, indisches Mantrasingen, chinesisches Feng Shui, japanisches Reiki, afrokubanisches Voodoo oder exotischen Schamanismus aus Bali handelt. Das Problem dabei ist oft, dass die meisten Hexen immer nur sagen, sie wären naturverbunden, es aber nicht sind. Allein das Feiern der Jahresfest oder Beschwören der Elemente hat nichts mit dem Leben oder Wirken im Einklang mit der Natur gemein – geschweige denn mit Schamanismus. Dazu gehört weitaus mehr, als nur ein paar Sprüche aufzusagen, Schutzkreise zu ziehen und zu warten was passiert. Da sich die meisten Hexen und Magier sich nicht länger mit dem üppigen Angebot zufrieden geben, weil sie erkannt haben, dass Schamanismus gerade total angesagt ist und sich gut verkaufen lässt, wollen sie natürlich auch ihr Stückchen vom Kuchen abbekommen. Es hat also auch materielle Gründe. Wie man sehen kann, glaubt mittlerweite jeder Zweite, esoterische oder schamanische Hilfe anbieten zu können, nur weil er ein paar Bücher zum Thema gelesen und mehrere Fantasiereisen gemacht hat. Hauptsache, man kennt erstmal ein paar Fachbegriffe, mit denen man um sich werfen und Fachwissen vortäuschen kann, damit man kompetent wirkt. Was eignet sich besser, als sich mit Erfahrungen auf mehreren Gebieten zu brüsten, wenn man sich dadurch besser verkaufen und den Kunden was bieten kann? Je breiter die Angebotspalette, desto besser für den Anbieter. Und so kam es, dass auch Fremde im Gebiet des Schamanismus jagten und ihre Beute mitnahmen und immernoch wahnsinnig stolz darauf sind, im Gebiet von Jemand Anderem eigene Beute gemacht zu haben.“
Leserfrage: Wie sieht Schamanismus für Hexen und Magier aus?
Antwort der Schamanin: „Es kursieren sehr viele Ansichten dazu, doch hauptsächlich heißt es, dass auch nicht-Schamanen wie Hexen und Magier oder der nette Nachbar von nebenan schamanische Techniken wie z.B. schamanische Reisen, Seelenrückholungen, Psychopomp und Krafttierreisen durchführen können. Praktisch sieht das so aus: Ein bisschen Krafttierkuscheln während man die Trommel verhaut und NagChampa räuchert. Natürlich genauso erfolgreich, wie ein echter Schamane, der sein Leben lang für und mit dem Schamanismus, als auch der Natur lebt. Man darf das alles nicht so eng sehen, dann haben dieser Denke zu Folge auch die Städter eine Chance, Schamanismus in der Stadt zu praktizieren. Und wenn diese die Natur mal eben dazu brauchen, dann gehen sie in den Stadtpark oder zum eingezäunten Baum, der vor dem Hauseingang steht. Schnell, einfach, bequem. Man darf sich eben nur nicht von den Nachbarn oder Spaziergängern erwischen lassen, wenn man in der Stadt Bäume kuschelt. Auf manchen Internetseiten ist sogar zu lesen, dass Naturmagie ala Scott Cunningham und Runenmagie nach Garden Stone oder Igor Warneck vereinfachter Schamanismus für Hexen und Magier sei. Manche Hexen und Magier verbinden das noch mit schwarz-weißer Chaosmagie und Santeria (Voodoo) – fertig ist der Schamanismus für Hexen und Magier. Einfach nicht? Zu einfach! Schamanismus ist keine Jacke, die man anzieht, wenn’s kalt ist und wieder auszieht, wenn’s einem zu warm oder unbequem wird. Schamanismus ist eine Einstellung zum Leben und ein Glaube, den man Tag für Tag lebt. Den ganzen Tag, das ganze Jahr – auf der Arbeit und Zuhause. Im Geist, im Herzen und im Körper.“