Geschichte des Räucherns
Die Kunst des Räucherns gehört zu den ältesten kulturellen Handlungen der Menschheit überhaupt und ist so alt wie das Feuer selbst. Nachdem die Menschen Kontrolle über das Feuer erlangten, experimentierten sie damit und fanden irgendwann heraus, dass nicht nur das Feuer, sondern auch der Rauch ein Erlebnis für die Sinne sein kann. Und so begannen unsere Vorfahren Dinge wie Fleisch, Fisch, Pilze und Kräuter zu räuchern und stellten dabei fest, dass sich das Räuchern auch deutlich auf das Wohlbefinden auswirkt. Da das Feuer für unsere Vorfahren überlebenswichtig und das Feuermachen eine Kunst für sich war, galten das Entzünden des Feuers und das Räuchern als ein Heiliger Akt, der unmittelbar mit den Göttern in Verbindung stehen musste.
Schließlich glaubte man im Feuer seltsame Figuren und Gesichter zu sehen, deren Ursprung man sich nicht erklären konnte und nahm deshalb an, dass sich im Feuer Götter, Geister und Ahnen offenbaren, die man milde stimmen müsse. Da man der Überzeugung gewesen ist, dass das Feuer mit seinem aufsteigenden Rauch die Verbindung zwischen den Menschen auf der Erde und den Ahnen und Göttern im Himmel herstellt – was damals wie heute eine durchaus schöne Vorstellung ist – , fing man an, den Rauch für genau diesen Zweck zu nutzen. Und so fingen unsere Vorfahren an, ihr bisher gesammeltes Wissen über Kräuter mit der Kunst des Räucherns zu verbinden, um den Ahnen oder Göttern in Ritualen zu huldigen.
Archäologische Funde von alten Räuchergefäßen und Überresten von verbrannten Kräutern bestätigen, dass das Phänomen des rituellen Räucherns zum Zwecke der Religionsausübung in mehreren Kulturen gleichzeitig vertreten war – ohne dass diese voneinander wussten.
Anlässe zum Räuchern waren jedoch nicht nur die Götter, sondern auch die Jahreszeiten. Sowohl die Germanen, als auch die Kelten wussten um die acht heiligen Feste während des Jahres und feierten diese nicht ohne entsprechende Räucherungen. Da jedes Fest im Jahreskreis seine ureigene Qualität hat, achteten sie auch sehr darauf, welche Düfte oder Räuchermischung sie dafür verwendeten. Die Räucherkräuter mussten daher nicht nur zum Anliegen des Festes passen, sondern auch zur entsprechenden Jahreszeit der Natur und zur aktuellen Mondphase.
Räucherdüfte
Räuchermischungen gibt es mittlerweile in Hülle und Fülle, je nach dem was einem beliebt. Ob lieblicher Weihrauch, streng riechende Kiefernadeln, herzhafter Lavendel oder tabakähnlicher Salbei – für alle Geschmäcker und Anlässe gibt es einen entsprechenden Räucherduft.
Apropos Duft: Als es noch keine Parfüms gab, hüllte man stattdessen sich selbst einfach mit einer entweder angenehm duftenden oder aphrodisierend wirkenden Räuchermischung ein, je nach dem was man bezwecken wollte.
Der ursprüngliche Sinn eines Parfüms lag jedoch nicht ausschließlich darin, dass einem selbst oder der jeweiligen Gottheit der aufgetragene Duft gefiel, sondern vielmehr dem anderen Geschlecht, das man dadurch beeindrucken und auf sich aufmerksam machen möchte. So dient es damals wie heute hauptsächlich der Partnersuche. Im Übrigen leitet sich das Wort „Parfüm“ vom lateinischen „per fumum“ ab, was „durch den Rauch“ bedeutet. Insofern haben alle heutigen Parfüms letzendlich ihren Ursprung am Lagerfeuer unserer Vorfahren und nicht in den Aromaölen, die erst viel später entdeckt wurden, denn auch diese basieren letzendlich auf den Dufterlebnissen am steinzeitlichen Lagerfeuer. Sogar der Bibel ist der Gebrauch von Parfum in Form von Rauch bekannt.
Beschaffe dir Aromen, du wirst daraus ein Parfüm zum Verbrennen machen, […](Die Bibel, Gott zu Moses)
Räucherkulturen
In vielen Kulturen ist das rituelle Räuchern nach wie vor ein fester Bestandteil der Religion und des Alltags – sei es in Nord- und Südamerika, Afrika, Arabien, Asien, China, Indien, Japan oder Tibet. Doch auch in Europa hat das Räuchern eine lange Tradition und ist ein selbstverständlicher Teil der Spiritualität – nicht nur in Schweden, Norwegen, Island und Irland, sondern auch in Deutschland. Laut unseres Volksglaubens hilft das Räuchern einer Mischung aus Beifuß, Eisenkraut, Johanniskraut, Königskraut und Rainfarn Gewitter, Hagel und Blitzschlag abzuwehren. Sowohl zur Sommersonnenwende (21.06.), als auch zur Wintersonnenwende (21.12.) sollen Bauern ihre Tiere und den Stall mit Johanniskraut geräuchert haben, um sie vor Unheil und Dämonen zu schützen. Das Räuchern von Lavendel hingegen helfe Mücken abzuwehren und sich vor anderen „Belästigungen“ zu schützen. Sogar in den katholischen Kirchen steigt hin und wieder während des Gottesdienstes Weihrauch auf. Die Indianer Nordamerikas wiederum räuchern ein jedes Mal mit Salbei, wenn sie eine der 7 Heiligen Riten durchführen und das Mariengras ist Bestandteil der Rauchmischung für die Heilige Pfeife. Doch nicht nur Pflanzen, Harze und Rinden werden verräuchert, sondern auch Pilze. Die Indianer Nordamerikas räucherten mit großen Bovisten Bienenstöcke aus um an den Honig zu kommen und wussten auch um die heilende Kraft des Bovist-Rauches bei Bienenstichen. Die bei uns heimischen Lackporlinge und Zunderschwämme eignen sich nicht nur als natürliche Anzünder, sonden auch als Insektizid gegen Mücken, wenn sie geräuchert werden.